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Thailandurlaub in der Coronazeit 2021

Reisen in Lockdown-Zeiten

Ja, auch in der Lockdown-Zeit mit vorgeblichen Grenzschließungen, war es möglich international zu reisen. Das galt nicht nur für beruflich bedingte Reisen. Auch C-ungeimpft waren Urlaubsreisen möglich.
Es war zwar teilweise echt spooky, aber zur extremsten Coronazeit war es auf meiner üblichen Reiseroute Deutschland – Thailand unheimlich entspannt. Es gab keine Warteschlangen bei den Sicherheitskontrollen, es gab keine Boarding Groups, das Personal bei der Immigration war gut gelaunt und insbesondere bei nicht-deutschen Airlines, war das Bordpersonal ausgesprochen entspannt und bestens organisiert.

Aber mal der Reihe nach

Die ersten Monate des Jahres 2021 herrschte in Deutschland ein unsinniger und nahezu krankhafter Ausnahmezustand. Kinder durften nicht miteinander spielen, Spielplätze waren abgesperrt, Schulen teilweise geschlossen oder es herrschte Maskenzwang. Als Vater, Pädiater und Infektologe war ich bereits laut geworden und habe mich auch an die Politik und an die Öffentlichkeit gewendet. Die Gesellschaft hat Individualität einfach nicht mehr zugelassen und daher habe ich es nicht mehr verantworten können, dass die Politik, die Lehrkräfte und die Gesellschaft derart physisch und psychisch schädigend auf mein (seinerzeit grundschulpflichtiges) Kind einwirken.
Da ich ja in Thailand arbeite, war es problemlos, mein Kind eine Zeit lang von der Schule abzumelden und so planten wir von Mai bis Juli Urlaub in Thailand mit Start auf der Insel Phuket.

Voraussetzungen waren seinerzeit ein Visum, ein PCR-Test, eine spezifische Krankenversicherung und eine Quarantänezeit nach Ankunft in Thailand. Das Visum erhielten wir postalisch innerhalb von 3 Tagen und für die Quarantäne buchten wir uns ein hierzu zertifiziertes Hotel auf Phuket. Für den Flug buchten wir Lufthansa auf der Route HAJ – FRA – BKK – HKT (Preis für Hin- und Rückflug 691,-€/PAX), jedoch kam plötzlich der Hinweis, dass in BKK kein Transit mehr erlaubt sei und ankommende Gäste am Ort der Einreise in die Quarantäne müssen. Lufthansa hatte davon keinerlei Kenntnis, aber sie stornierten unsere Tickets und so buchten wir dann bei Singapore Airlines die Route HAJ – FRA – SIN – HKT (Preis für Hin- und Rückflug 617,-€/PAX).

Abschied

Das Kofferpacken wirkte diesmal irgendwie komisch, denn während draußen vor unserer Türe Ausgangssperren und Ausgrenzungen herrschten, bereiteten wir uns auf Sonne, Strand und Eis essen vor. Da wir ja zur Zeugnisvergabe in der Grundschule wieder zurück kamen, haben wir für die Reise auch Schulbücher und Schulunterlagen mit eingepackt. Die Klassenlehrerin unseres Kindes hat sich dann noch „vorsorglich“ schriftlich sehr lieb von unserem Kind verabschiedet. Bei ihr hatte die Panikmacherei wahrlich gefruchtet. Sie trug seinerzeit unter ihrer FFP2-Maske noch eine medizinische Maske und als die Kinder sie fragten, warum sie das macht, antwortete sie ihnen „Weil ich den Geruch der FFP2-Maske nicht vertrage“.

Flug HAJ - FRA

Diesmal erinnerten mich die Reiseunterlagen ein wenig an meine Reise aus der Zeit vor 2000, denn so viel Papier mit Unterschriften und Stempel kannte ich nur noch von meinen ersten Indonesien-Reisen.
Der Zubringerflug SQ2033 von HAJ nach FRA wurde von Lufthansa durchgeführt, wo wir freundlich bei Einsteigen begrüßt wurden und wo „Nichtmaskierten“ eine medizinische Maske aus einem Karton via Pinzette angereicht wurde. Die Maschine war nur spärlich besetzt und so scherzten wir, dass wir auf der Langstrecke hoffentlich auch so ein Glück hätten.
Unsere gute Laune wurde dann aber ein wenig gebremst, da wir wiederholend und in einem nicht gerade freundlichen Ton darauf hingewiesen wurden, dass die Masken stets über Mund und Nase getragen werden müssen und jeglicher Verstoß zur Anzeige gebracht wird. Ich habe mich wiederholt umgesehen, aber nirgendwo war ein Maskenschlingel oder gar ein Maskenverweigerer an Bord auszumachen.

FRA - SIN

Die Transitzeit für unseren Flug SQ25 nach Singapore betrug in Frankfurt 55 Minuten, was für den Airport schon in „normalen Zeiten“ recht knapp ist mit endlosen Wegen und extremer Kontrollsucht. Gefühlt waren wir aber flink am Abfluggate, wo uns jedoch auf den letzten 30 m etwas mulmig wurde, da wir dort keinen Menschen sahen. Weder im Wartebereich, noch am Schalter sahen wir Fluggäste oder Bodenpersonal. Dann aber erschien eine junge Dame am Schalter, winkte uns freundlich zu und begrüßte uns dann mit den Worten „Sie sind sicherlich die Familie Ly“.
Mit einem Kollegen prüfte sie dann akribisch all unsere Unterlagen und frage dann freundlich, ob wir einen Sitzplatzwunsch hätten. Zusammen platziert mit Fensterplatz fürs Kind, sind wir dann mit Vorfreude zum Einsteigen gegangen. An der Maschine wurden wir freundlich begrüßt und jeder Passagier bekam eine verschlossene Verpackung mit Maske, Handdesinfektionsmittel und desinfizierendem Oberflächenreinigungstuch angeboten. In der Eco waren wir insgesamt 6 Passagiere und insgesamt war die Anzahl des Bordpersonals höher als die Passagieranzahl auf diesem Flug. Nach dem Start kam eine Stewardess zu uns und sagte „Es sitzt niemand in ihrer Nähe, das Kind darf gerne die Maske abnehmen und wir kontrollieren das Tragen der Masken auf diesem Flug auch nicht“. Es wurde ein sehr angenehmer und ruhiger Flug.

SIN - HKT

In Singapore hatten wir eine Transitzeit von 90 Minuten, ehe unser Flug SQ726 nach Phuket abhebt. Das ist für Changi Airport mehr als ausreichend in „normalen Zeiten“, diesmal aber passte es perfekt um diesen besonderen Moment wahr- und aufnehmen zu können. Im Durchschnitt werden hier pro Tag über 180.000 Passagiere abgewickelt und wir erlebten einen leeren Flughafen. Wir wurden als Gruppe zu einem zentralen Transitbereich geführt, wo es ausreichend Sitz- und Ruhebereiche gab und wo es ein eingeschränktes, aber ausreichendes Angebot an Speisen und Getränken gab. Während hier ansonsten über 1.000 Linienflüge pro Tag stattfinden, sah die Fluganzeige mit unter 100 Flügen diesmal sehr überschaubar aus. Dann kam die Durchsage für unseren Flug nach Phuket, man solle sich bitte am Sammelpunkt für Abflüge einfinden. Dort wurden wieder einmal akribisch alle Unterlagen geprüft und danach wurden wir von einer netten Dame mit einem Caddy zu unserem entfernt gelegenen Gate gefahren, quer durch den ansonsten geschlossenen Flughafen. Am Gate ging es problemlos durch die Sicherheitskontrolle und dann standen wir mit 3 anderen Personen im Wartebereich für das Boarding. Mit 8 Passagieren startete die Maschine pünktlich und wir waren schon gespannt, wie es wohl am Flughafen in Phuket aussehen wird.

Ankunft und Immigration

Beim Aussteigen wurden alle Papiere wieder erst einmal geprüft und dann sortiert. Nachfolgend ging es zu einer Fieberkontrollstelle und von dort aus zu einem Health Check Gespräch. Danach „wartete“ die Immigration schon freudig mit der Bitte, die Maske vom Gesicht zu nehmen. Da plötzlich ein älterer Herr gesundheitliche Probleme hatte und meine Frau sich dann kümmerte – weil ansonsten kein Arzt im Airport-Team zugegen war – wartete ich am Immigration-Schalter und kam so „unmaskiert“ mit den Beamten ins Gespräch, die neugierig waren und fragten, was wir vorhätten und wo wir überall hinwollten. Von unserer Reiseplanung waren sie begeistert. Dann kam auch noch die Frage nach dem Quarantäne-Hotel und als ich die Papiere zeigte lachten die 4 Beamten und eine junge Beamtin sagte dann „Das ist doch keine Quarantäne, das ist Urlaub“. Anschliessend baten die Beamten mich, ein gemeinsames Foto mit uns aufnehmen zu dürfen, worauf ich sagte „Hier ist doch fotografieren verboten!“ und dann machten wir lachend ein paar gemeinsame Fotos am Schalter der Immigration.

Quarantäne

Verpflichtend waren 14 Tage Quarantäne für Corona-ungeimpfte Personen und 10 Tage für C-geimpfte Personen. Vor dem Ausgang am leeren Flughafen wurden wir von einem Fahrer erwartet, der uns zum Hotel Peach Blossom fuhr, wo wir freundlich empfangen wurden, wo wir aber keinen einzigen Gast/Besucher sahen. Auch nach dem Check-In und bei der Caddyfahrt zu unserer 14-tägigen Zwangsunterkunft mit Vollpension, sahen wir nicht einen Menschen umherlaufen. Es war ein sonniger Mittag als wir unsere Unterkunft bezogen und es war alles perfekt vorbereitet. Es gab ausreichend Getränke von Wasser über Säfte bis zu Softdrinks, es gab Süßigkeiten und Knabbersachen und eine Speisekarte, die wir durcharbeiten mussten, um insbesondere das Abendessen für diesen Tag zu bestellen. Ansonsten sollten wir bis zum Nachmittag stets angeben, was wir für den Folgetag zum Frühstück, Mittag- und Abendessen wünschten und was uns dann jeweils geliefert wurde. Schon am 3. Tag haben wir angefangen, weniger zu bestellen. Es war abwechslungsreich und lecker, aber es war zu viel. Zwischendurch gab es immer auch mal eine Obst-ige oder Eis-ige Überraschung und auf Wunsch hätten wir jederzeit etwas aus dem Supermarkt holen lassen können. Die Kommunikation erfolgte über eine App und wir haben nie auf eine Reaktion warten müssen, eher musste das Personal auf unsere Reaktion warten, z.B. wenn wir gerade auf der Terrasse Karten spielten oder im Pool tobten. Zum strukturierten Tagesablauf gehörte aber auch das tägliche „Pool-Schooling“, denn die Schulunterlagen waren ja auch im Gepäck mitgereist.

Neben privatem Pool und Terrasse, hatte unser Bungalow auf zwei Etagen ausreichend Platz. Im Obergeschoß befand sich ein großes Schlafzimmer, ein geräumiges Badezimmer mit Wannenbad, Innendusche und einer Freiluftdusche. Im Untergeschoß war ein großes Tagesbett mit Tisch, dahinter eine Küchenzeile mit Tisch und Stühlen, dann noch ein weiteres Schlafzimmer und ein WC.

Über ein App wurden wir täglich von einer freundlichen Nurse via Videocall kontaktiert, die sich über das Gespräch ein Bild von unserer Situation und der allgemeinen psychischen Verfassung machte, daneben noch den Fieberstatus prüfte und die für uns stets erreichbar war. Für die erforderlichen PCR-Testungen kamen stets Teams zu uns, die auch den allgemeinen Gesundheitsstatus prüften. Sobald die Testergebnisse vorlagen, bekamen wir von unserer Nurse entsprechend freudige Rückmeldungen.
Und dann kam der Nachmittag, an dem sie sich plötzlich von uns ganz herzlich verabschiedete und uns einen wunderschönen Urlaub wünschte. Auf meine Frage „Haben Sie morgen frei, oder warum verabschieden Sie sich heute?“ kam die mit einem lächeln versehene Antwort „Ab Mitternacht ist Ihre Quarantäne beendet!“.
Unser Ankunftstag galt bereits als vollständiger Quarantänetag und somit waren wir nun plötzlich einen Tag früher in Freiheit und würden nun auch noch eine Nacht mit „offener Türe“ in unserer „Quarantäne-Zelle“ verbringen.

Da wir das Essen für den nächsten Tag noch nicht geordert hatten, fragte ich gleich mal beim Concierge nach, ob wir das morgige Frühstück im Hotelrestaurant, in Freiheit einnehmen könnten. Die Antwort lautete „Natürlich, wann möchten Sie frühstücken? Wir holen Sie dann ab und fahren Sie hin.“, was uns ein wenig stutzig machte. Nein, wir wollten nicht um 06:00 Uhr frühstücken und haben uns 08:30 Uhr gewünscht. Und wir sind auch nicht um Mitternacht aufgestanden um vor die Türe zu gehen – das haben wir schon während der Quarantäne täglich gemacht, um unseren Müll in die die extra für uns bereitgestellte Bio-Hazard-Tonne zu werfen.

Freiheit

Der Fahrer mit dem Caddy stand schon 15 Minuten früher vor unserer Türe. Er hat uns dann erstmal durch die ganze Hotelanlage gefahren, wo wir nicht einen Menschen angetroffen oder gar gesehen haben, bis wir am Restaurant ankamen und wo uns zwei Servicekräfte freundlich begrüßten und fragten, wo wir gerne sitzen wollten – wir waren die einzigen Gäste im Restaurant und sie hatten alleinig für uns ein großes Buffet aufgebaut. Neben uns gab es lediglich noch eine weitere Buchung, die sich noch in Quarantäne befand. Das erfuhren wir später beim Check-Out, wo man uns auch sagte, dass das Hotel nachfolgend keine Buchungen mehr hat und vorübergehend schließen wird. Vorweg, das Paech Blossom hat überlebt.

Da wir für den ersten Tag in Freiheit nur das Frühstück erbeten haben, fragte man uns beim Frühstück noch mal explizit, ob wir vielleicht doch noch etwas bestellen wollten, denn „hier draußen in der Freiheit“ sei fast alles geschlossen. Wir haben dann Abendessen ausgesucht und gesagt, dass wir es bei uns im Bungalow einnehmen.

Die Realität

Es war wie in einem gruseligen Kinofilm, alle Hotels, Geschäfte, Restaurants und Pubs in der Gegend waren geschlossen und verlassen. Einzig ein kleiner 7-eleven war geöffnet, wo wir uns ein Eis aus der Truhe kauften. Am benachbarten Karon Beach trafen wir 3 Damen mit ihrer blauen Kühlbox zum Getränkeverkauf an dem ansonsten menschenleeren Strand. Wir haben uns Getränke ausgesucht, sie haben uns drei Stühle und einen Tisch am Strand platziert und beim Bezahlen gab es keinen Corona-Aufschlag, so dass wir selbstverständlich ein unüblich hohes Trinkgeld draufgelegt haben.

Teil 2 kommt zeitnah mit "Beach-Schooling" auf Koh Yao Noi, menschenleere Stände und Buchten, ein Strandrestaurant für uns ganz alleine, einem Pub mit Rabatt, herzliche Polizei und zögerlichem Re-Start des Tourismus auf Phuket.


(21.07.2025 - tho)