"Falsifikation"
Das hätten wir nie erwartet!
Ein medizinischer Fachverlag stellt sich bei Kritik erst einmal hinter seinen medizinisch wissenschaftlichen Leiter. Das ist auch grundlegend gut so!
Der Thieme Verlag stellt sich jedoch weiterführend hinter seinen Wissenschaftlichen Leiter des verlagseigenen CRM Centrum für Reisemedizin, dem wir gravierende fachliche Fehler und Mängel seit 2015 wiederholt vorgeworfen haben und von dem wir nie eine fachliche Rückmeldung erhielten.
Bei einem nun von der Verlagsleitung erbetenen Treffen im Thieme Verlagshaus in Stuttgart Anfang April 2017 haben wir lediglich eine kleine Auswahl der in den Ausbildungen, den Publikationen und den Social Media Aktivitäten des CRM zu findenden fachlichen Fehler, sowohl der Geschäfts- und Bereichsleitung des Verlagshauses, wie auch den anwesenden Verantwortliches des CRM Centrum für Reisemedizin, vorgetragen und dafür auch stets wissenschaftliche Belege und Quellen angeführt.
Mal abgesehen davon, dass selbst an diesem Termin den Verlags- und den CRM-Vertretern bedeutsame Quellen für medizinisch-wissenschaftliche Grundlagen wie u.a. das NCBI (die weltweit bedeutendste Anlaufstelle für molekularbiologische Daten) und das ICTV (Berichte und Festlegungen des ICTV sind verbindlich für die wissenschaftliche Benennung von Viren und bilden so die offizielle Virus-Taxonomie) erst garnicht bekannt waren, haben die Verantwortlichen des Thieme Verlages und der wissenschaftliche Leiter des CRM auch hier nicht einen einzigen von uns vorgebrachten Fehlervorwurf widerlegt.
Schlimmer noch: Sie waren nicht einmal vorbereitet darauf, auf die seit Jahren zugetragenen Fehler reagieren zu können.
Abschliessend äußert sich der Thieme Verlag hierzu lediglich wie folgt:
[Zitat Thieme Verlag 24.04.2017]
"Wir sind sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf das Ergebnis unseres Treffens in Stuttgart zu einer anderen Einschätzung gekommen als Sie."
Der Thieme Verlag kommt also zu einer anderen inhaltlichen Einschätzung der von uns vorgebrachten wissenschaftlich belegten Fakten.
Rekapitulieren wir dazu mal ein paar Beispiele.
Fehlervorwurf 1: falsche Schreibweise

In einer CRM Folie für CRM Fortbildungen fanden wir 2015 eine fehlerhafte Schreibweise von Erregern, worauf wir den wissenschaftlichen Leiter des Centrum für Reisemedizin freundlich hingewiesen haben mit beigefügten Quellenangaben.
Herr Prof. Dr. Tomas Jelinek hat es dann wie rechts im Bild zu sehen (und nicht wie ihm mit Belegen nachgewiesen, berichtigend) "nach seiner Vorstellung abgeändert" und es damit verschlimmbessert.
Reaktion hierauf in Stuttgart:
Herr Prof. Dr. Jelinek erachtet dies als "nicht relevant" und fügt auf Nachfrage des Thieme Geschäftsleiters Dr. U. Schiller hinzu, dass er die von uns seinerzeit übersandten Nachweise verworfen habe.
Fehlervorwurf 2: falsche Erregerbezeichnung

Im seit 25 Jahren jährlich erscheinenden CRM Handbuch Reisemedizin wird der Erreger von AIDS fälschlich als "Retrovirus" angeführt.
Richtig gemäß ICTV ist: "Lentivirus".
Dies ist so u.a. auch beim RKI Robert Koch Institut , im Magazin "The Lancet", beim CDC und sogar auf Wikipedia nachlesbar.
Reaktion hierauf in Stuttgart:
Herr Prof. Dr. Jelinek bezeichnete diese Kritik als "wirres Zeug".
Fehlervorwurf 3: Algenpest

Im CRM Centrum für Reisemedizin Handbuch werden "Blaualgen" als "Algen" angeführt, was ein Fehler ist.
Selbst die Ezeklopädie "Britannica", welche seit 1768 erscheint, kennt diesen Fehler bereits.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO betrachtet dies wie wir.
Ebenso ist sich auch das Robert Koch Institut RKI darüber einig, dass Blaualgen Bakterien und keine Algen sind (siehe Punkt 6.3.2 Gefährdung durch Cyanobakterien auf Seite 223).
Reaktion hierauf in Stuttgart:
Der Thieme Bereichsleiter für Ärzte begegnet - da vom wissenschaftlichen Leiter des CRM keine verbale Rückmeldung kam -, dass sich die WHO und das RKI ja auch manchmal uneinig seien.
Fehlervorwurf 4: Behandlung einer Amöbiasis

Eine Amöbiasis, also eine Durchfallerkrankung infolge eines Amöbenbefalls, wird laut CRM Handbuch Reisemedizin nur durch den Erreger "Entamoeba histolytica" ausgelöst.
Wir haben bemängelt, dass auch viele andere Amöbenarten eine gleichartige Durchfallerkrankung auslösen können und dass bei der Behandlung eines Amöbendurchfalls stets eine "duale Therapie" gemäß internationaler Standards erfolgen müsse. Die "duale Therapie" (also die Behandlung gegen beide Formen in denen Amöben vorkommen - also "bewegliche" Trophozoiten und als "sich vermummende" Zysten) wird weder in den CRM Fortbildungen, noch im CRM Handbuch entsprechend angeführt.
Diese duale Therapie hatte ein vom CRM fachfortgebildeter Arzt, mit Berufung auf das CRM, einer kranken Patientin verweigert.
Wir hatten als Belege u.a. auf die U.S. National Library of Medicine und das CDC Center for Disease Control and Prevention verwiesen. Auch das Robert Koch Institut RKI verweist hier auf die Leitlinien der DTG Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (hier ist Herr Prof. Dr. Tomas Jelinek gem. gegenwärtiger Angaben auf seiner BCRT-Webseite sogar aktives Mitglied der "Therapieleitlinienkommission"), wo die duale Therapie auf Seite 8 als Standardtherapie angeführt wird.
Reaktion hierauf in Stuttgart:
Herr Prof. Dr. Tomas Jelinek widersprach vehemment und führte an, er würde die Patientin auch heute genau so "nicht-behandeln", wie es der CRM fach-fortgebildete Kollege getan hatte.
Fehler über Fehler
Egal ob
- falsch geschriebene Krankheitsnamen (z.B. Angiostronyliasis: selbst 4 Wochen nach unserem Zusammentreffen steht es fälschlich als "Angiostrongyoliasis" weiterhin auf der Webseite des CRM),
- veraltete Kenntnisse wie z.B. beim Dengue-Virus (das CRM kennt im Jahr 2017 nur 4 Serotypen, obgleich schon seit 2013 ein fünfter Serotyp beschrieben ist),
- ... ,
für nichts wurde selbst einen Monat nach unseren Treffen ein Beleg seitens des CRM vorgebracht. Es wurde auch kein Kritikpunkt widerlegt.
Der Thieme Verlag antwortete darauf lediglich mit der folgenden Formulierung:
[Zitat Thieme Verlag 13.04.2017]
"Im weiteren Gespräch mit Ihnen haben wir in unseren Publikationen Unstimmigkeiten von überschaubarer Relevanz, z.B. im Bereich der Taxonomien, identifiziert, die wir in angemessener Form und Frist überarbeiten werden. Gleichzeitig haben wir den einen oder anderen Punkt kontrovers diskutiert, in dem wir Ihnen nicht folgen konnten.
Das es dabei keinen Alleinvertretungsanspruch auf die Wahrheit geben kann, gehört bei jedem wissenschaftlichen Diskurs dazu."
Was haben wir erwartet?
Von der Geschäftsleitung des Thieme Verlags hätten wir bei diesem Treffen erwartet, dass die dem CRM seit 2015 und 2016 bekannten Fehlervorwürfe unsererseits, vom wissenschaftlichen Leiter des Centrum für Reisemedizin entweder zuerkannt (dann hätten wir gerne geholfen), oder bestenfalls hätte das CRM unsere Kritikpunkte fachlich widerlegt.
Aber dazu kam es nicht!
Wir wurden infam fachlich angezweifelt und damit auch unsere vorgebrachten Beleg-Quellen (CDC, WHO, RKI, ICTV, NCBI, Britannica,...) ebenso als unwürdig in Frage gestellt.
Das fachliche Selbstverständnis des Prof. Jelinek
Unser abschliessendes Fazit:
Die Geschäftsleitung des Thieme Verlags verweigert sich einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung und verweist auf eine "andere Einschätzung", welche zwar nicht angeführt wird, aber die gegen die Wissenschaft der Gegenwart gerichtet ist.
Der Thieme Verlag weist unsere belegte Kritik inhaltlich zurück und unterstellt damit unrichtige Behauptungen durch die von uns vorgebrachten Quellen.
Der Thieme Verlag und das Centrum für Reisemedizin selbst bringen keine Belege für ihre Angaben vor.
Dies ist ein Affront gegen alle Personen, welche ernsthaft an einer stetigen Fortentwicklung der Wissenschaft und Medizin arbeiten und denen wir die Fakten verdanken, auf die wir uns in unserer Argumentation bezogen haben.
Ausblick in 2018
Die gegebenen Fakten sind für das CRM Centrum für Reisemedizin nun in jegliche Richtung negativ.
Warum?
Wir haben nur einige Fehler vorgebracht, welche uns auf lediglich weniger als 20 Seiten des "CRM Handbuch Reisemedizin 2016" aufgefallen sind. Diese Fehler haben wir dem CRM zugetragen und dennoch sind sie auch in der Ausgabe 2017 weiter zugegen. Diese sind offensichtlich auch zuvor in über 20 Jahren Niemandem aufgefallen und sie sind in ihrer Gänze noch heute den Verantwortlichen offensichtlich nicht bewußt.
Wie soll es dann bei den verbleibenden über 500 Seiten sein, die das CRM Handbuch Reisemedizin gegenwärtig hat?
Es ist nicht zu erwarten, dass das CRM mit dem wissenschaftlichen Leiter Herrn Prof. Dr. Jelinek dies wird händeln können bis zur nächsten Ausgabe im Dezember 2017 oder Anfang 2018.
Selbst wenn etwas geändert wird, so würde Herr Prof. Jelinek dieses entgegen "seiner Erfahrung, seinem Wissen und seiner Überzeugung" machen, denn er hat unsere Fehlervorwürfe ja im April 2017 abgewiesen.
Wie könnte also plötzlich etwas richtig sein, was er zuvor als unrichtig abgewiesen hat?
Aufgrund unserer nun spätestens seit 2015 bestehenden Erfahrung mit dem CRM Centrum für Reisemedizin, erwarten wir einen fachlich gravierenden Wandel oder ein zeitnahes Ende dieses "Fachinstitutes".
Alternative Fakten haben in der Medizin nichts verloren!
Übrigens
Herr Prof. Dr. Tomas Jelinek warf uns beim Treffen in Stuttgart vor, das CRM Handbuch 2016 und 2017 nicht verstanden zu haben. Es würde aufbauend sein zum CRM Handbuch Reisen mit Risiko.
Daheraus haben wir auch einen Blick in dieses Werk geworfen, was uns nachfolgend kostenfrei vom Thieme Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt wurde.

Es erschreckte uns, denn auch im "CRM Handbuch Reisen mit Risiko" sind wissenschaftlich belegbare Fehler und Mängel schon auf den ersten Blick anzutreffen gewesen.
(10.05.2017 - tho & grol / Update 11.05.2017 - tho)