Der traditionelle Walfang von Lamalera

Und wieder stirbt ein Wal...

Jahr für Jahr und noch immer ganz traditionell, begegnen die Fischer von Lamalera den wohl faszinierendsten Wesen unseres Planeten, den Walen.
Lamalera befindet sich auf der Insel Lembata, einer Insel des Solor-Archipel's, welches im Osten an die Insel Flores grenzt. Die Insel Flores im östlichen Indonesien gelegen, ist vor allem aufgrund des Komodo Nationalparks und der dort beheimateten Komodowarane bekannt. Während Flores kurz davor steht vom Pauschaltourismus erobert zu werden, verirren sich hier nach Lamalera nur selten ein paar Touristen.

Die Insel Lembata bietet keine guten Voraussetzungen für die Landwirtschaft und so leben die Menschen hier von dem, was das Meer ihnen bietet.
Die Unterwasserwelt ist hier in dieser vulkanischen Region noch völlig intakt und mit einer beeindruckenden Artenvielfalt. Das Solor-Archipel liegt direkt an den Wanderwegen der Pottwale. Eigentlich ein idealer Ort für einen unbeschreiblich schönen Urlaub mit und in der Natur. Eine Infrastruktur hier im östlichen Indonesien ist jedoch noch nicht vorhanden. Also gibt es auch noch keine Öko-Resorts, welche mit spektakulären Taucherlebnissen und nahezu unberührten Kulturen werben. Selbst Whale-Watching wäre im Angebot.

Es gibt eine Saison, in der die Fischer von Lamalera Whale-Watching betreiben. Sie schauen aber nicht nur...
Sie sitzen auf den Anhöhen unweit vom Strand und beobachten das Meer, sie sind die Wal-Späher von Lamalera.

Am Strand liegen die Boote startklar. Die Walfangboote haben Platz für etwa 15 Personen und sind traditionell aus Holz gefertigt. Die Paddel für die Ruderer liegen immer startbereit, ebenso auch die etwa 3m lange Bambusharpune und viele Seile.

Plötzlich ruft ein Wal-Späher die magischen Worte "baleo-baleo" und löst damit eine Adrenalinwelle aus.
Alle begeben sich sofort zu den Booten und ziehen sie ins Wasser. Die Ruderer bringen die Boote schnell in die Nähe der Wale und dann wird es still...

Jeweils zwei Boote jagen einen Wal. Sie nähern sich den friedliebenden Riesen ganz ruhig und der Harpunierer steht mit der Bambusharpune auf der vorderen Spitze des Bootes. Ganz nah bringen sie das Boot an einen Wal heran und dann springt er, der Harpunierer. Er springt vom Boot, mit der Harpune in der Hand, auf den Wal und jagt die Harpune so mit seinem gesamten Körpergewicht tief in den Leib des ahnungslosen Tieres.

Weitere Fischer stürzen sich auf den Wal und versuchen ihn mit Seilen an das Boot zu fixieren, während das schwer verletzte Tier versucht, sich durch Schläge mit der Schwanzflosse zu verteidigen.
Es wäre ein leichtes für die Wale, die Boote zum Kentern zu bringen, wenn sie nur ein wenig aggressiver wären. Aber die Wale sind nun einmal friedliche Meeresbewohner.

Vom vielen Blut des sterbenden Wals angelockt, kommen oft auch Haie an den Ort des Überlebenskampfes, was die Gefahr für die Fischer deutlich erhöht. Sie versuchen daher, den Wal so schnell wie möglich in die Bucht zu ziehen, wo sie den Fang zerlegen und die Beute aufteilen.
Alles vom Tier wird verwertet und nichts davon gelangt in den internationalen Handel.

Sie töten die Wale um selbst zu überleben. Diese Anzahl der von ihnen jährlich gejagten Wale hat keinen wirklichen Einfluss auf die Population, aber angesichts der weltweiten Proteste gegen den Walfang und dem Bestreben zum Erhalt von Kulturen und Traditionen, stellt sich hier nun eine Frage:
Akzeptieren und tolerieren dieser Tradition der Fischer von Lamalera, oder opfern wir die gelebte Kultur von Lamalera zugunsten der Wale?

Übrigens, in jedem Jahr sterben bei diesen Waljagden auch einige Fischer von Lamalera....