Strahlungsbelastung beim Fliegen

Wie gefährlich ist die Strahlenbelastung dabei für Schwangere, Urlaubsreisende und Vielflieger, sowie für fliegendes Personal?

Immer mehr Menschen benutzen immer öfter das Flugzeug und setzen sich damit einer erhöhten Strahlenbelastung aus.

Die mittlere jährliche natürliche Strahlenbelastung auf Grund der kosmischen Strahlung (Weltraum, Sonne) beträgt in Meereshöhe 0,3 mSv (= Millisievert). Die real gesamte natürliche Strahlenbelastung, die sich aus der kosmischen, der inkorporierten und der terrestrischen zusammensetzt, beträgt im Schnitt in Meereshöhe pro Jahr 2,1 mSv.

In einer Höhe von 10.000m beträgt die mittlere Strahlenbelastung aufgrund der kosmischen Strahlung pro Jahr ca. 44 mSv, das sind 0,005 mSv pro Stunde (= 5 µSv/h).

In einer Höhe von 12.000m steigt sie auf etwa 52 mSv pro Jahr, also 0,006 mSv pro Stunde (= 6 µSv/h).

Es darf aber nicht vergessen werden, dass diese Werte u.a. auch vom beflogenen Breitengrad und ebenso auch von der Sonnenaktivität abhängig sind. So ist die Strahlenbelastung am Äquator am geringsten und sie steigt mit zunehmender geografischer Breite, etwa bis zum 60. Breitengrad, an, um dann in etwa konstant zu bleiben. Die Strahlenbelastung ist dabei am Äquator etwa 2-3 mal geringer als ab dem 60. Breitengrad.

Bei sehr starken Sonnenaktivitäten, die allerdings relativ selten vorkommen, kann die Strahlenbelastung so stark ansteigen, dass von Strahlenschützern sogar ein Flugverbot für diese Zeit diskutiert wird. So wurden bei diesen so genannten Flares im Jahr 1957 in ca. 12 km Höhe für einige Stunden Dosisleistungen bis zu 10 mSv pro Stunde und im Jahr 1989 immer noch bis zu 100 µSv pro Stunde dokumentiert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei den etwa alle 11 Jahre auftretenden erhöhten Sonnenfleckenaktivitäten die Dosisleistungen aufgrund der dabei entstehenden stärker als normalerweise abschirmenden Magnetfelder der Erde geringer als sonst ist.

Für die drei genannten Personengruppen errechnen wir mal die zusätzliche kosmische Strahlenbelastung bei Flügen in einer Breite nördlicher als 60° Nord und in einer Flughöhe von 12.000 m.

In der ISS Columbus Bodenstation
Im Gespräch mit Thomas Reiter
Im Anflug auf "Ende"

Fliegendes Personal

Bei einer jährlichen Flugzeit von 40 Tagen folgt unter den oben genannten Bedingungen: 42mSv x 40 Tage : 365 Tage = 5,7mSv

Piloten, Stewards bzw. Stewardessen müssen somit unter den genannten Bedingungen mit einer zusätzlichen jährlichen kosmischen Strahlenbelastung von 5,7 mSv rechnen. Es sei daran erinnert, dass die jährliche kosmische Strahlenbelastung in Meereshöhe nur 0,3 mSv und die gesamte natürliche Strahlenbelastung pro Jahr in Meereshöhe 2,4 mSv beträgt.

Risiko:
Diese zusätzliche Strahlenbelastung beim Fliegen entspricht einigen Röntgenaufnahmen der Lunge oder in etwa einer CT-Untersuchung und bedeutet daher ein kaum erhöhtes Risiko für die Entstehung von Krebs oder Leukämie. Andere Schädigungen sind dagegen auszuschließen.

Eine wichtige Ausnahme davon bilden jedoch Schwangere, da das Ungeborene vor allem während der Organbildung (Organogenese) besonders strahlensensibel ist und daher spätere Missbildungen nicht gänzlich auszuschließen sind. Da aber bei einer Schwangerschaft alle Fluglinien ihr Personal üblicherweise während dieser Zeit „grounden“, besteht hier kein Anlass zur Besorgnis.

Vielflieger

Bei einer jährlichen Gesamtflugdauer von 240 h = 10 Tagen folgt unter denselben oben genannten Bedingungen : 42mSv x 10 Tage : 365 Tage = 1,4mSv

Ein Vielflieger mit einer gesamten Flugzeit von 10 Tagen pro Jahr muss somit mit einer zusätzlichen jährlichen Strahlenbelastung von rund 1,4 mSv rechnen.

Risiko:
Diese zusätzliche Belastung durch Strahlung kann als vernachlässigbar klein angesehen werden und liegt noch unterhalb der natürlichen jährlichen Strahlenbelastung in Meereshöhe von 2,4 mSv. Dennoch sollten Schwangere möglichst auf Vielfliegen verzichten, da das Ungeborene, wie erwähnt, während der Organentstehung (Organogenese) extrem strahlenempfindlich ist.

Urlauber und Schwangere

Bei einer angenommenden jährlichen Gesamtflugdauer von 50 Stunden = 2 Tage, folgt unter ebenso genannten Bedingungen: 42mSv x 2 Tage : 365 Tage = 0,29mSv

Risiko:
Die zusätzliche jährliche Strahlenbelastung von rund 0,29 mSv durch das Fliegen in den Urlaub beträgt nur etwas mehr als ein Zehntel der mittleren jährlichen Strahlenbelastung von 2,4 mSv in Meereshöhe. Das zusätzliche Risiko, an Krebs zu erkranken ist daher praktisch nicht erhöht. Andere Schäden sind, wie bereits erwähnt, auszuschließen. Bei einer einzigen Röntgenaufnahme erhält man einiges mehr an Strahlung. Selbst Schwangere können daher während der Schwangerschaft bedenkenlos ein bis zwei Langstreckenflüge absolvieren.

Fazit:

Es besteht für den normal reisenden Menschen kein Grund zur Sorge!
In der bemannten Raumfahrt sieht das anders aus, aber so hoch/weit/lange fliegen wir Normalbürger ja nicht und von daher gehen wir hier auf diese Besonderheiten nicht ein.

(10.09.2016 - tho)