Politik und Wirtschaft vs. Respekt und Würde
Schuld und Mitschuld - Leid und neues Leid
Das Schicksal um MH17, wie auch das des Fluges MH370, zeigen wieder einmal, welche Bedeutung Respekt und Würde in der heutigen Welt von Egoismus und Geiz noch besitzen. Ist es eine Auswirkung der immer größeren Spaltung zwischen den wenigen Reichen und den vielen Armen unserer Gesellschaften?
Als kleiner Passagier sollen wir zahlen, für intakte und moderne Flugzeuge, wir sollen Treibstoffzuschläge hinnehmen und sogar für "klimaneutrales Fliegen" zahlen (ein Widerspruch in sich, auf den wir hier aber an dieser Stelle nicht weiter eingehen werden). Wir müssen zusätzliche Gebühren für mehr Sicherheit auf dem Weg ins Flugzeug hinnehmen und dafür sogar noch viel Zeit opfern, unsere Lebenszeit sozusagen, ebenso wie wir dabei gleichsam Lebensqualität und Gesundheit einbüßen durch Restriktionen der erlaubten mitzuführenden Getränkebehältnisse (das führte u.a. zu unnötigen Verzögerungen, zu unnötigen Müllbergen, zu Mehrbelastungen des Bordpersonals auf den Flügen und zu unzufriedeneren, manchmal stärker ausgetrockneten Passagieren).
All dies erklären uns die Manager aus Politik und Wirtschaft mit dem Begriff Sicherheit und wir nehmen es hin. 9/11 war eine für uns in Teilen nachvollziehbare Begründung.
Aber warum hat von den wissenden Politikern und Wirtschaftsmanagern nie einmal einer die Gefahr eines Flugzeugabschusses vorgebracht. Abschüsse von zivilen Flugzeugen ist schließlich nichts außergewöhnliches - siehe linke Spalte - und im Falle des Fluges MH-17 lediglich eine von vielen möglichen Gründen/Ursachen.
Die Zeiten haben sich seit 9/11 geändert und Terror ist als Gefahr für die Luftfahrt bedeutsamer geworden denn je, oder?
Scheinbar ja nicht wirklich, denn auf die Gefahr von Abschüssen ziviler Luftfahrzeuge ist nie eingegangen worden, sehr wohl aber auf die viel unwahrscheinlichere Gefahr eines "Attentates innerhalb eines zivilen Flugzeuges", wie im Rahmen von 9/11 und zuvor am 21.12.1988 im Lockerbie Fall mit 260 Toten.
Während uns die Politiker stets etwas von Demokratie und Diplomatie erzählen, wenn sie mal wieder keine Fortschritte erbringen konnten, so sind es bei den Wirtschaftsführern großer Unternehmen stets die gesetzlichen Vorgaben und die Kosten.
Befremdlich erachten sollten wir hingegen das Agieren der Politiker und der Unternehmensführer im Falle des aktuellen Geschehens um die beiden MH-Flüge.
Wozu zwingt man uns direkt und indirekt Kosten für nicht-funktionierende Systeme zur Flugüberwachung und Flugsicherung auf, wenn kostenfreie Systeme viel verlässlicher zu agieren scheinen (z.B. Flight Tracker und diverse Apps, welche uns nahezu ohne Zeitverzögerung anzeigen, wer gerade in welcher Höhe über unser Handy hinweg fliegt, oder Google maps zeigt uns sogar Bilder von unserem eigenen Vorgarten aus dem All heraus gezoomt und wir erkennen dort sogar unser eigenes Fahrrad am Zaun angeschlossen).
Da ist es doch nicht als "schwierig" erklärbar, dass irgendwelche Terroristen die Maschine des Fluges MH-17 hätten für eine Rakete auffindbar machen können. Terroristen haben auch Handys und können eine Flighttracking-App runterladen... Und eine Steuerelektronik einer Abschusseinrichtung kann heute problemlos auch ferngesteuert werden - das wissen wir doch spätestens seit dem Einsatz von Drohnen in den vielen Krisenregionen unserer Erde.
Politiker sollten wir heute aber eher an anderer Stelle kritisieren. Politiker sind die Vertreter des Volkes und somit im Falle des Attentates auf Flug MH-17, vorrangig die Vertreter der Passagiere, deren zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verletzten Körper am Boden liegen und würdelos behandelt und von Medienvertretern missbraucht werden.
Daher muss hier die Frage an unsere Politiker erlaubt sein, wo denn Eure verdammte Macht ist, Euer von teuren Beratern vorgebrachtes Fachwissen und Euer Wille für die Würde jedes Einzelnen einzustehen?
Stetig sehen wir Euch mit Euren Kollegen auf tollen Gemeinschaftsfotos und ihr habt die Telefonnummern jedes einzelnen Kollegen zur Hand. Also bitte, wo war die Telefonkonferenz von den führenden Politikern der betroffenen Passagiere mit den politischen Führern der Ukraine, der Rebellen im Osten der Ukraine und Putin?
Einfach mal Prioritäten setzen und eigentlich ist doch allen klar, dass die Opfer respektvoll und würdevoll geborgen und die Ursache fair und fachkompetent ermittelt wird. Durchsetzen kann man das doch ganz einfach, indem man Fakten benennt, die zeitnah und real dienlich sind.
Die Absturzstelle wird unverzüglich für die notwendigen Arbeiten abgesperrt und zugänglich gemacht. Abgesichert wird das Gebiet von Blauhelmen und ein Luftkorridor vom/zum Absturzgebiet wird gesichert.
Wenn es den Rebellen oder der Ukrainischen Regierung nicht gefallen sollte, dann werden flink mal alle Unterstützungen und Abkommen außer Kraft gesetzt, was in 2 Stunden durchgesetzt sein dürfte. Damit würde man keinem einzigen Bürger der Ukraine oder der von Separatisten belagerten Regionen schaden. Vielmehr würde man auch diesen Menschen eher hilfreich begegnen. Wie mag sich ein Bewohner im Absturzgebiet wohl fühlen, der den Absturz vielleicht beobachtet hat oder der gar den "Menschenregen" oder dessen Folgen miterlebte. Es ist sicher ein schwer zu verarbeitender Anblick, einen vom Himmel gestürzten Körper eines Menschen in seinem Garten liegen sehen zu müssen...
Aber, was machten auch unsere Politiker? Sie redeten herum und spekulierten über Hintergründe und potentielle Attentäter und profilieren sich selbst.
Schauen wir zu den Wirtschaftsbossen, die wieder einmal nur das Geld vor Augen zu haben scheinen. Unmittelbar nach dem Attentat auf Flug MH-17 publiziert Singapore Airlines auf seiner Facebookseite den Spruch: "Customers may wish to note that Singapore Airline flights are not using Ukraine Airspace."
Eine Lüge!
Aber im Marketing ist ja scheinbar alles erlaubt und der "dumme Kunde" ist ja nicht schlau genug, um mal die Flüge der Airlines zu tracken, oder?
Zum Zeitpunkt des Abschusses der Maschine des Fluges MH-17 befand sich die Singapore Airline Maschine des Fluges SQ-323 nur knapp 16 Meilen hinter MH-17 im ukrainischen Luftraum. SQ-323 befand sich auf dem Flug von Amsterdam nach Singapur.
Mal von dieser verachtungswürdigen Werbung abgesehen, ist es in den heutigen Zeiten von "Geiz" natürlich nachvollziehbar, dass eine Airline stets versucht die kostengünstigste und am wenigsten Treibstoff verbrauchende Route zu wählen. Daran haben also auch wir Flugticketkaufenden einen Anteil der Schuld.
Der Ukraine sollte man hier für die nicht vollständige Sperrung des Luftraums keine entsprechende Mitschuld geben. Sie hatte den Luftraum über der Ukraine ja bereits bis zu einer in der zivilen Luftfahrt üblichen Höhe gesperrt und somit die darüber befindliche Höhe für internationale Beobachtungsflüge offen gelassen, was sicher den Grund hatte, der internationalen Staatengemeinschaft eine Beobachtung der Geschehnisse u.a. zu ermöglichen.
Welche Route ein Flugkapitän einer zivilen Airline wählt, ist ihm überlassen und er kann aus Wettergründen oder bei Sicherheitsbedenken problemlos eine Alternativroute wählen. Warum die Flugkapitäne dennoch den Luftraum über der Ukraine wählten ist daher sehr fraglich.
Aufgrund der Unfähigkeit unserer Politiker und der Geldgier der Wirtschaftsführer, müssen wir bereits zusätzliche schwere psychische Belastungen und Folgen in der ohnehin schon schweren und angstvollen Zeit bei den Bewohnern in der Katastrophenregion beklagen, an denen die Wirtschaft und die Politiker der internationalen Gemeinschaft die Schuld zu tragen haben.
Wer oder was letztendlich wirklich Schuld am Absturz des Fluges MH-17 haben mag, sollte nicht spekuliert, sondern vernünftig ermittelt werden!
Wie viel Respekt sollte man Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik entgegen bringen, die derart würdemissachtend agieren?
Eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss!
Update: 11. August 2014
Am 11. August melden die zuständigen Ermittlungsbehörden, dass die weiteren Untersuchungen des Unglücks nun in Den Haag (Niederlande) weitergeführt werden, nachdem 25 Ermittler vor Ort an der Unglücksstelle so viele Beweise gesichert haben, wie ihnen ermöglicht wurde.
Ein erster Bericht wird in einigen Wochen zu erwarten sein und lediglich die gesammelten Fakten beinhalten.
Leider konnten die Ermittler vor Ort an der Unglücksstelle nicht alle wichtigen Gebiete durchsuchen, wie die folgende Grafik zeigt:
(21.07.2014 - tho - Update: 11.08.2014)