Ein Mann reist um die Welt

Er besucht uns...

Der Umgang mit Menschen ist in unserem Arbeitsalltag völlig selbstverständlich und seit der Weltausstellung EXPO2000 ist auch die medizinische Betreuung von besonderen Persönlichkeiten aus der ganzen Welt für uns "Normalität".
Dabei sind wir stets nur im Hintergrund aktiv. Gegenseitiges Vertrauen und vor Allem unbedingt loyale Verschwiegenheit stellen das Fundament einer Zusammenarbeit dar.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama jedoch kam unerwartet "vom Weg ab" und wünschte einen Privatbesuch bei uns in Hannover machen zu dürfen.

Er ging noch einen Schritt weiter und ersuchte während seines Besuches bei uns auch mit jungen Menschen in der Region in Kontakt zu kommen.

Eine große Herausforderung

Es war der 18. August 2013, an dem wir die Information erhielten, für den Besuch Seiner Heiligkeit dem 14. Dalai Lama auch die protokollarische Führung zu übernehmen.

Für uns bedeutete dies eine große Ehre, aber auch eine sehr verantwortungsvolle zusätzliche Aufgabe, denn zum Einen handelt es sich um Seine Heiligkeit, zum Anderen handelte es sich um einen Privatbesuch und das ist protokollarisch etwas anderes, als ein Besuch S.H. auf Einladung einer Regierung oder einer Institution wie z.B. einer Universität.
Daneben bestand die zusätzliche Besonderheit darin, dass es lediglich noch 30 Tage waren, bis S.H. eintreffen würde.

Neben der protokollarischen Führung und der medizinischen Versorgung, hatten wir die große Freude mit Seiner Heiligkeit so auch einmal ausgiebig über unsere Projekte sprechen zu können.
Für uns war es dabei sehr interessant zu erfahren, was S.H. über Deutschland denkt, wie er sich als "heimatloser" fühlt und wer die Welt zu einer besseren Welt machen könnte.

Ein paar Infos zum 14. Dalai Lama

  • Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, ist das spirituelle Oberhaupt der Tibeter.
  • Am 6. Juli 1935 wurde er in Taktser/Amdo im Nordosten Tibets geboren und im Alter von 2 Jahren als Wiedergeburt des 13. Dalai Lama anerkannt.
  • Man brachte ihn daraufhin nach Lhasa, wo er 1940 inthronisiert wurde.
  • 1950 - 2011 war er auch das weltliche Oberhaupt der Tibeter.
  • 1959 musste er aus Tibet fliehen und er lebt seitdem im Exil in Indien.
  • 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis und ist seither als Verfechter des Friedens in der ganzen Welt bekannt.
  • Sein weltlicher Name lautet "Tenzin Gyatso" und bedeutet "Ozean der Weisheit" und tatsächlich betont er stets die Bedeutsamkeit des lebenslangen Lernens. Auch nach seiner Lehre in buddhistischer Philosophie und Meditation blieb er der Erforschung des menschlichen Potentials treu. Eines dieser Potentiale sieht er als wesentlich an, die Geduld.

Frage:

Die Menschen auf der Welt wachsen immer mehr zusammen. Ein gutes Beispiel ist Europa. Was verbinden Sie mit der Europäischen Gemeinschaft und speziell mit Deutschland?

S.H.:

Mein erster Besuch in Europa war im Jahre 1973 und kam durch den Kontakt mit meinem sehr engen Freund Heinrich Harrer zustande. Daher fühle ich mich Deutschland emotional sehr nahe. Seit meiner Kindheit bin ich bereits mit dem Herzen immer auf der Seite der Schwächeren. Wenn ich von den beiden Weltkriegen hörte, habe ich Deutschland dort in der Mitte Europas gesehen - umgeben von all seinen Gegnern, wie der Sowjetunion oder den Vereinigten Staaten. Ich hatte damals keine Ahnung von den Nationalsozialisten und deren Gräueltaten. Auf meiner Karte sah es jedoch so aus, als ob fast der gesamte Rest der Welt Deutschland bedrängen würde. Daher lag meine Sympathie stets bei den Deutschen (lacht).
Sie haben das moderne Deutschland aus der Asche der Zerstörung durch den Krieg neu aufgebaut. Sie können glücklich darüber sein, ein wirklich demokratisches System erschaffen zu haben, dass auf einer stabilen wirtschaftlichen Grundlage steht. Auch in der Weltwirtschaftskrise der letzten Jahre, hat sich Deutschland behaupten können. Dies liegt an den hart arbeitenden, disziplinierten deutschen Menschen und den deutschen Tugenden - wundervoll. Ich möchte Ihnen wahrhaftig dazu gratulieren, eine sehr friedfertige, demokratische und gesunde Nation geschaffen zu haben.

Frage:

Sie reisen sehr viel durch die Welt. Man hat das Gefühl, dass Sie sich überall wohlfühlen, obwohl Sie nicht in Ihrer Heimat leben. Wie gehen Sie damit um?

S.H.:

Ich selbst bin auch heimatlos. Aber es gibt ein tibetisches Sprichwort: Wo immer Du glücklich bist, dort ist Deine Heimat. Wer immer Dir Liebe gibt, das sind Deine Eltern. 1973 bin ich zum ersten Mal von Indien nach Europa gereist und man hat mich gefragt, warum ich in all diese verschiedenen Länder reise. Darauf konnte ich nur antworten, dass ich auf der ganzen Welt zu Hause bin. Dies trifft auf uns alle zu. Denn wir sind alle einer von sieben Milliarden Menschen. Wann immer man uns mit einem Lächeln begegnet, sollten wir uns zu Hause fühlen.

Frage:

Haben Sie eine Idee, wer die Welt zum Positiven verändern könnte?

S.H.:

Die Kinder von heute. Ich setze große Hoffnung in die Generation des 21. Jahrhunderts. Das 20. Jahrhundert meiner Generation ist längst vorbei - doch das der Kinder von heute hat gerade erst begonnen. Dies ist die richtige Zeit, um Visionen zu entwickeln und hart an ihrer Umsetzung zu arbeiten. Ich denke, dass es bis zum Ende dieses Jahrhunderts möglich ist, eine friedvollere, glücklichere und mitfühlendere Welt zu schaffen. Dies ist nun die Verantwortung der Jugend von heute und nicht mehr die unserige.

Frage:

Sie führen stets sehr viele Interviews und Gesprächen. Gab es da schon mal Momente, in denen Sie nicht verstanden haben, was ihr Gegenüber Ihnen gerade sagen wollte?

S.H.:

Oh ja, natürlich. Viele Menschen verwenden sehr viele Worte, ohne dass die Bedeutung Ihrer Worte jemals klar wird (kichert).

Frage:

Was machen Sie gerne, wenn Sie Zeit für sich haben?

S.H.:

Lesen. Hauptsächlich lesen. Früher habe ich auch gerne im Garten gearbeitet, an mechanischen Dingen gebastelt und Uhren repariert. Ich habe mir auch gerne Filme oder etwas im Fernsehen angeschaut. In den letzten Jahren habe ich meine Zeit der Meditation und dem Lesen gewidmet - hauptsächlich buddhistische Philosophie aber auch Magazine wie Times oder Newsweek. Auf meinen Reisen schaue ich auch immer mal wieder in den Herald Tribune.


... und es gab noch viele weitere interessante Gespräche mit Seiner Heiligkeit dem 14. Dalai Lama, aber dazu fehlt hier der Platz.

Ein paar Bilder von den Besuchstagen S.H. hier in Niedersachsen finden Sie bei Interesse >>HIER<<



(01.11.2013 - tho)