Mücken und Mückenschutz
Stich vermeiden statt leiden
Sie sind einfach nur nervig, sie jucken und manchmal machen sie auch krank.
Wenn es um "wirksamen Schutz" vor Mücken geht, dann gilt es zu unterscheiden zwischen "Zuhause" und den "Tropen".
Grund: Wenn eine "Empfehlung" hier zuhause nicht wirksam sein sollte, ist die Gefährdung gering und es kommt ggf. zum Mückenstich, einem lästigen Jucken und vielleicht sogar noch zu einer Entzündung an der Einstichstelle (z.B. vom Kratzen). In tropischen Regionen, wo Mücken Krankheiten wie Malaria oder das Gelbfieber übertragen, kann eine "nicht real wirksame Empfehlung" aber tödlich enden.
Daher müssen Abwehrmittel gegen Insekten (z.B. Mücken und Zecken), die auf die Haut aufgetragen werden (auch Repellents genannt), in Europa einen Zulassungsprozess durchlaufen. Hierbei werden die sog. Biozide unter anderem auf ihre Human- und Umweltverträglichkeit geprüft. Aber es wird dabei auch wissenschaftlich geprüft, ob eine angemessene Wirksamkeit vorliegt.
Nachgewiesene Wirksamkeit erbrachten bisher die folgenden Wirkstoffe:
- DEET
- Icaridin
- EPAAB
- PMD und
- die Fettsäuren Caprin- und Laurinsäure.
Die im Handel befindlichen Armbänder, ebenso wie elektrische Ultraschallgeräte, die Mücken vertreiben sollen, sind nachgewiesen wirkungslos.
Andere Gerüche, wie z.B. durch Vitamin B1 oder Knoblauch veränderte Körpergerüche, werden auch oft angeführt. In Studien hierzu konnte jedoch bislang noch keine ausreichende Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Daneben werden oft auch sog. Lichfallen (UV-Lichter mit Stromgitter) angeboten, diese haben jedoch den Nachteil, auch viele Nützlinge anzulocken und zu töten.
Wie wirken Repellents?
Diese auf die Haut aufgetragenen Substanzen wirken wie ein Duftmantel. Dieser Duftmantel kann verschieden wirken. Manche Stoffe wehren die Mücken ab, andere verhindern, dass die Mücken die Personen wahrnehmen können.
Die Mücken haben zur Wahrnehmung spezielle Geruchsorgane. Diese Sinneshaare liegen auf den Antennen. Bisher wurden 5 verschiedene Chemorezeptoren auf diesen geruchsempfindlichen Zellen der Sinneshaare identifiziert.
Die zum Schutz auf die Haut aufgetragenen Substanzen können daher nur dann wirken, wenn sie einen Siedepunkt haben, welcher zwischen 100°C und 300°C liegt. So können die Wirkstoffe durch die Wärme der Haut abdünsten und den "Duftmantel" bilden.
Wenn aber die Konzentration des Wirkstoffes schwächer wird, wird der Mensch für die Mücke wieder wahrnehmbar und attraktiv (z.B. durch das Abatmen von CO2 oder dem Geruch von Milchsäure). Die Schutzdauer der Repellents hängt von verschiedenen Faktoren ab und variiert dementsprechend. Daher wird auf den Verpackungen stets eine "mittlere Wirkdauer" angegeben, die aber u.a. von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit, dem Wind und natürlich der individuellen Schweißproduktion, abhängig ist.
Wirkstoff DEET
Es ist das Mittel der Wahl, besonders für den Einsatz in den Tropen.
Seit mehr als 50 Jahren eingesetzt, wurden bisher in weniger als 50 Fällen schwere Nebenwirkungen beschrieben - wobei viele von den beschriebenen Nebenwirkungsfällen auf unsachgemäße Anwendung zurück zu führen waren.
Ungeeignet ist der Einsatz von DEET-haltigen Repellents bei Schwangeren und während der Stillzeit, sowie bei Kindern unter 3 Jahren.
Als N,N-Diethyl-m-toluamid wurde es im Jahr 1946 von der US-Armee patentiert und ist wirksam gegen Mücken, Kriebelmücken, Fliegen, Bremsen und Zecken.
Angeboten wird es in Europe mit Konzentrationen zwischen 10% und 30% DEET. Anderenorts sind erheblich höher konzentrierte Produkte erhältlich.
In den Tropen empfehlen wir darauf zu achten, ein Mittel mit mindestens 25% DEET zu nutzen.
Der Wirkstoff DEET ist schleimhautreizend und es wird durch die Haut aufgenommen, was zu unerwünschten und negativen Wirkungen (z.B. auf das Nervensystem in Form von Parästhesien) führen kann. In wenigen Fällen wurden sogar Krampfanfälle beschrieben.
Auch sollte von einem großflächigen Auftragen auf die Haut abgesehen werden (nicht mehr als 20% der Körperoberfläche), insbesondere dann, wenn bestimmte Hautpflegemittel benutzt werden (die z.B. Harnsäure oder salizylathaltige Mittel beinhalten), die die Aufnahme von Stoffen in die Haut begünstigen. DEET kann die Haut reizen und es löst Kunstfasern an (z.B. an Brillenbügeln, Uhrenarmbändern,...).
Wirkstoff Icaridin
Der auch als Picaridin; 1-(1-Methylpropyl Carbonyl)-2-(2-hydroxyethyl) piperidine bekannte Stoff verfügt über ein ähnliches Wirkspektrum, wie DEET.
Angeboten wird es in Produkten mit 10% bis 20% Wirkstoffanteilen.
Icaridin ist hautverträglicher als DEET und greift auch keine Kunststoffe an. Es wird aber auch durch die Haut aufgenommen.
Einschränkungen für Schwangere und Stillende bestehen nicht, aber Icaridin sollte bei Kindern unter 2 Jahren nicht angewendet werden.
Wirkstoff EBAAP
Mit vollem Namen bekannt als Ethylbutylacetylaminoproprionat (EBAAP, IR 3535) wirkt es zwar kürzer als DEET und Icaridin, aber es wirkt auch gegen Sandmücken, Wespen und Bienen.
Es wird seit 20 Jahren angewendet und bislang gibt es keine bekanntgewordenen Nebenwirkungen. Der Wirkstoff hat dennoch eine toxische Wirkung bei Aufnahme über die Haut oder über Schleimhäute.
Angeboten wird der Wirkstoff in Konzentrationen von 10% bis 20%. Bei Kindern sollte der Wirkstoff erst nach dem 1. Lebensjahr zum Einsatz gebracht werden.
Wirkstoff PMD
Citridiol (p-menthane-3,8-diol) ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der aus dem ätherischen Öl einer in China beheimateten Eukalyptusart gewonnen wird. Die angebotenen Produkte enthalten jedoch ein synthetisches PMD mit guter Wirksamkeit und guten Verträglichkeiten. Es wird häufig mit anderen Mitteln kombiniert angeboten.
Da es bis heute leider nur wenige toxikologische Studien über den Wirkstoff gibt, sollte es bei Kindern unter 3 Jahren nicht angewendet werden.
Wirkstoff Fettsäuren
Kokosfett-, Caprin- und Laurinfettsäuren haben eine gute insekten- und zeckenabwehrende Wirkung.
Zwar ist die Wirkdauer kürzer als bei den zuvor genannten Stoffen, dafür sind sie aber aufgrund der guten Hautverträglichkeit auch für die Anwendung bei Kindern und Babys geeignet.
Empfehlung für Kinder
- Repellents nie bei Kindern jünger als 2 Monate anwenden
- bei Kindern langärmelige Kleidung und Schuhe/Socken, sowie Kopfbedeckungen (mit breitem Band) benutzen
- Repellents nicht von kleineren Kindern selbst auftragen lassen
- älteren Kindern beim Auftragen von Repellents behilflich sein
- Repellents nur auf freiliegende Haut (niemals unter der Kleidung) auftragen
- Sprays niemals im Gesicht anwenden - das Spray in die Hände sprühen und dann im Gesicht auftragen und dabei Augen- und Mundpartie aussparen
- Sprays nicht in Räumen anwenden und ein Einatmen stets vermeiden
- Repellents nie auf irritierte oder verletzte Hautpartien auftragen
- Keine Kombipräparate benutzen (z.B. DEET und Sonnenschutz)
- Kleidung in leuchtenden Farben oder mit Blumenmustern meiden, da diese Insekten anlocken
- keine parfümierten Seifen/Duschgels benutzen und Parfüms meiden
- Räume, Kinderwagen und Babytragen mit einem Moskitonetz schützen
- Kinder mit Wasser und Seife kurz abduschen, wenn sie nach Hause kommen
- Täglich den Körper von Kindern nach potentiellem Zeckenbefall überprüfen
- Kleidung nach dem Gebrauch von Repellents waschen
Verdampfer und Räucherstäbe
Im Handel werden oft Verdampfer für die Steckdose angeboten, welche Mücken für mehrere Stunden abhalten sollen.
Hierbei werden Kurzzeit-Pyrethroide benutzt, die als Kontaktgift die Insekten fernhalten. Meist kommen hier speziell getränkte Plättchen zum Einsatz, die in ein Heizgerät eingeschoben werden, welches in die Steckdose platziert wird.
Diese wirken meist für eine Nacht, aber da die Wirkstoffe schleimhautreizend sind, sind sie nicht unproblematisch, besonders für sensible Personen und Kinder. In tropischen Gebieten sind sie eine Alternative zu den dort oft verbreiteten Räucherspiralen, die ebenfalls mindestens ein Pyrethroid enthalten.
Bettnetze
Die WHO empfiehlt in den tropischen Regionen den Einsatz von speziell imprägnierten Bettnetzen. Diese sind mit dem schwerflüchtigen Langzeitpyrethroid Deltamethrin, alpha-Cypermethrin, delta-Cyhalothrin; Etofenprox, Permethrin behandelt.
Solche Long-lasting-Insecticidal Mosquito Nets (LLINs) werden seit langem in Afrika eingesetzt. Sie schützen auch vor anderen Insekten und sollten eine angemessene Maschenweite haben - im Normalfall max. 1,2 mm, aber dort wo es Sandmücken gibt max. 0,6 mm.
Sie wirken durch einen "hot-feed-Effekt", d.h. die darauf landenden Mücken verbrennen sich sozusagen die Füße beim Kontakt mit dem Wirkstoff..
Es gibt auch bereits seit längerem Kleidung für den Outdoor-Bereich, welche mit diesem Wirkstoff versehen sind.
Grundsätzlich
Um einen Mückenstich zu vermeiden sollte man sich (und seine Kinder) stets angemessen bekleiden und Geruchsbildungen wie z.B. das Schwitzen, oder das Auftragen und Nutzen von parfümhaltigen Stoffen wie Seife, Duschgel und Parfüms, vermeiden.
Repellents sollten stets nur auf unbedeckte Hautareale aufgetragen werden und dabei sollte die Wirkdauer stets individuell berücksichtigt werden. Abends hilft ein kurzes, parfümfreies Abduschen der Haut, da Mücken von Schweissgeruch angezogen werden.
Und auch wenn Sie immer wieder von tag- und/oder nachtaktiven Mücken hören und lesen, bedenken Sie bitte, dass Mücken weder eine Uhr kennen, noch können Mücken Schilder lesen. Also bitte schützen Sie sich selbst, vor allem aber ihre Kinder!
Bei auch nur geringstem Verdacht einer Infektion durch Mücken in den Tropen, sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
Besonders bei Kleinkindern und Säuglingen kann ein infizierter Mückenstich oder eine Infektion mit Malaria schnell verheerend werden.
(05. März 2010 - tho - aktualisiert im Juli 2013)